Der dreißigjährige Krieg.
135
zu. Die Verletzung dieses Majestätsbriefes wurde die erste Veranlassung
zum dreißigjährigen Kriege.
Schon unter Matthias (1612—1619) begannen die Unruhen.
Die Katholiken verboten den Protestanten in Böhmen den Kirchenbau.
indem sie sagten, daß nach dem Majestätsbrief nur den Ständen, nicht
den Unterthanen katholischer Fürsten das Recht des Kirchenbaues
zustehe. Die Bewohner von Braunau (am Riesengebirge) hatten eben
eine neue Kirche gebaut und weigerten sich, dem Abte der Stadt die
Schlüsse! auszuliefern. Da befahl der Kaiser die Übergabe der Kirche in
die Hände der Katholiken und ließ mehrere protestantische Bürger ins Ge-
fängnis werfen. Ebenso hatte der Erzbischof von Prag eine neuerbaute
protestantische Kirche in Klostergrab (westlich von Teplitz) niederreißen
lassen. 'Die protestantischen Böhmen hielten deshalb eine Versammlung
in Prag und schickten darauf eine Beschwerde an den Kaiser, der damals
in Ungarn war. Derselbe sprach sich mißfällig über die Beschwerde der
Böhmen aus und hob ihre Versammlung bald darauf durch ein Schreiben
aus. Nun verbreitete sich das Gerücht, die kaiserlichen Statthalter in
Prag hätten das Schreiben verfaßt und dem Kaiser zur Unterschrift
vorgelegt. Bewaffnet drangen die böhmischen Adeligen auf das Schloß
zu Prag, stellten die Statthalter zur Rede und warfen die Räte
Martinitz und Slawata. sowie den Geheimschreiber Fabricius
zum Fenster hinaus.
Als die kaiserlichen Räte sich nicht darüber erklären wollten, ob sie um die Ab-
fassung des kaiserlichen Schreibens wüßten oder nickt, rief einer der Protestanten:
„Werft sie nach altböhmischem Brauch zum Fenster hinaus!" Da ergriff man den
Grafen Martinitz und warf ihn durch das offene Fenster, so sehr er auch um Frist
zur Todesbereitung bat. Nach einem Augenblicke zeigte Graf Thurn, der Anführer
der Protestanten, auf den kaiserlichen Rat Slawata, indem er sprach: „Edle
Herren, hier habt ihr den andern!" Da packten sie auch diesen und warfen ihn hin-
unter. In der Angst klammerte er sich an das Eisen der Fensterbrüstung; aber man
schlug ihn so lange auf die Hand, bis er losließ. Darauf traf den Geheimfchreiber
Fabricius dasselbe Schicksal. Alle drei fielen etwa 17 rn tief hinab in den Schloß-
graben. Wäre dieser nicht mit weichem Schutt angefüllt gewesen und hätten nicht
die Mäntel die Heftigkeit des Falles gemindert, so hätten gewiß alle drei ihren Tod
gesunden. Nun kamen sie mit dem Leben davon, und auch nachgesandte Schüsse
trafen nicht.
b. Der Abfall Böhmens. Der Graf von Thurn bemächtigte sich
jetzt als „Generallieutenant" der Stadt Prag, ließ die Einwohner den
Eid der Treue schwören und dreißig Direktoren ernennen, welche die
Regierung Böhmens bilden sollten. Diese vertrieben die Jesuiten aus
Böhmen, während Thurn rüstete und sich aller festen Plätze" des Landes
bemächtigte. Dann sandte die Union unter dem Grafen von
Mansseld 1000 Mann, welche in das Erzherzogtum Östreich einbrachen
und den Aufstand auch über Mähren, Schlesien und die Lausitz ver-
breiteten. Aus solcher Not befreite der Tod den Kaiser Matthias.
Ihm folgte sein Vetter Ferdinand U. (1619—1637). Er war
ein fester, entschlossener Mann und vorher Herzog von Steiermark. Dieses
Herzogtum war fast ganz protestantisch gewesen; Ferdinand aber hatte
mit bewaffneten Scharen die Einwohner wieder in die katholischen Kirchen
1618
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Extrahierte Personennamen: Matthias_( Mansseld Matthias Ferdinand_U Ferdinand Ferdinand
Der dreißigjährige Krieg.
137
Stadt war lutherisch. Friedrich ließ die Bilder und Zieraten aus der
Domkirche entfernen und richtete den Gottesdienst nach streng reformier-
ter Weise ein. „O wie schad', o wie großer schad'," schrieb ein luthe-
rischer Theologe, „um soviel edle Länder, daß sie alle dem Calvinismus
in den Rachen sollen gesteckt werden!" Der Kurfürst von Sachsen war
eifersüchtig auf Friedrichs neue Würde und besetzte sogar Schlesien und
die Lausitz für Ferdinand.
e. Schlacht am weißen Berge. Maximilian rückte in Böhmen
ein und zwar gerade aus die Hauptstadt Prag los, wohin sich Friedrich
zurückgezogen hatte. Auf dem weißen Berge bei Prag ordnete dessen
Feldherr und Ratgeber, Christian von Anhalt, das Heer. Tilly eröffnete
das Gefecht mit seinen Geschützen; aber der heftige Angriff durch Christian
von Anhalt brachte die Kaiserlichen zum Weichen. Da brachte ^Maxi-
milian mit gezogenem Degen die fliehenden Regimenter zum Stehen
und führte die Seinen zum Siege. Das protestantische Kriegsvolk floh
in wilder Unordnung und konnte weder durch Drohungen, noch durch
Bitten zur Schlacht'gebracht werden. Christian von Anhalt schrieb:
„Und wären Alexander, Cäsar und Karl der Große dabei gewesen, sie
hätten dieses Volk nicht zum Stehen gebracht." In einer Stunde war
das Unglück Böhmens und seines Königs entschieden: 4000 Böhmen
blieben auf dem Platze, zehn Kanonen und hundert Fahnen sielen dem 1620
Feinde in die Hände.
Friedrich, der die Nacht auf dem Prager Schlosse zugebracht
hatte, stand eben von der Tafel auf und ging auf den Wall, als ihm
die Flüchtigen entgegen kamen. Maximilian gab ihm acht Stunden Be-
denkzeit, ob er der Krone entsagen wolle. ' Friedrich war noch nicht
ohne Hülfe; denn Mansfeld hielt mit 8000 Mann Pilsen und andere
Punkte besetzt, 8000 Ungarn standen unter Bethlen Gabor vier Mei-
len von Prag, und in Prag selbst waren die Bürger zur Verteidigung
bereit. Aber noch in derselben Nacht floh der unmännliche König,
Krone und Land opfernd; er ging über Breslau nach Berlin und von
hier nach Holland, wo sein Schwiegervater Jakob l. ihn unterhielt. Der
Kaiser sandte ihm die Achtserklärung nach; das Volk nannte ihn spöttisch
den „Winterkönig", weil er nur einen Winter regiert hatte. Maximilian
zog noch an demselben Tage in Prag ein; die Katholiken jubelten, der
Papst hielt in Rom einen feierlichen Umzug. Erst nach drei Monaten
folgte das Gericht über Böhmen, weil man bis dahin die Truppen der
Protestanten gefürchtet hatte. Über Böhmen kam die Ruhe eines Kirch-
hofes. Die Union löste sich auf.
24 der vornehmsten Böhmen, unter ihnen ein neunzigjähriger Greis, wurden
auf dem Markte zu Prag öffentlich hingerichtet; aber alle zeigten Mut und Stand-
haftigkeit. Dann versprach man den Böhmen Verzeihung, wenn sic sich selbst anklagen
würden. 728 Adelige erschienen darauf hin; aber man beraubte sie ihrer Güter. Auch
mußten die evangelischen Prediger und Lehrer das Land räumen; dafür kamen die
Mönche und Jejuiten ins Land, welche alle evangelischen Bücher verbrannten. Die
Protestanten wurden vom städtischen Rat ausgeschloffcn; die, welche nicht freiwillig
katholsich wurden, bekamen Einquartierung, „damit ihre Drangsale ihnen Einsicht ver-
Ichaffen möchten." Vielen aber ging der evangelische Glaube über Heimat und Besiü,
an 30 000 Familien verließen Böhmen, darunter 185 alte Adelssamilien. Ähnlich
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrichs Ferdinand Maximilian Maximilian Friedrich Friedrich Christian_von_Anhalt Tilly Christian
von_Anhalt Christian_von_Anhalt Alexander Alexander Cäsar Karl_der_Große Karl Friedrich Friedrich Maximilian Maximilian Friedrich Friedrich Gabor Jakob_l Maximilian Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Domkirche Sachsen Friedrichs Prag Prag Prag Prag Berlin Holland Prag Rom
Der dreißigjährige Krieg,
139
für den Kaiser, und dieser gab ihm für seine Treue die Herrschaft Fried land in
Böhmen, Bei der Austreibung des böhmischen Adels bereicherte er sich aufs neue.
Wallenstein war ein Feldherr wie wenige; er sprach wenig, aber mit Nachdruck;
dem Tapfern versagte er nie verdientes Lob; gegen Hohe und Niedrige war er frei-
gebig, gegen jedermann strenge. Feigheit ward sogleich mit dem Tode bestraft,^ und
bei dem geringsten Ungehorsam war sein Wort: „Laßt die Bestie hangen!" Schon
sein Äußeres hatte etwas Düsteres und Unheimliches: er war lang und hager, sein
Blick finster und argwöhnisch, die Gesichtsfarbe gelblich, sein schwarzes Haar kurz ge-
schnitten. In Scharlach war er gekleidet, auf dem Haupte trug er eine blutrote
Feder. Ein Grauen kam alle Krieger an, wenn er durch das Lager schritt. Sic
hielten ihn für unverwundbar, für „fest", mit bösen Geistern im Bunde.
Wallenstein schlug in Böhmen, Franken und Schwaben seine Werbe-
platze auf. Biele folgten seinen Fahnen; denn sein Name war den Kriegs-
völkern bekannt und die Zeit reich an unbeschäftigten Leuten. Er ver-
langte vom Kaiser unumschränkten Oberbefehl und erhielt den Titel
„Kaiserlicher Generalissimus". Auch wollte er später durch
eroberte Länder und Provinzen entschädigt werden. Fast scheute sich der
Kaiser, es mit dem kühnen Abenteurer zu wagen. Man sprach von
20 000 Mann, allein das verwarf Wallenstein, indem er sagte: „Ein
Heer, wie dieses, muß vom Brandschatzen leben. 20 000 Mann kann
ich nicht ernähren, wohl aber 50 000; denn wo jene bitten, können diese
gebieten." Der Kaiser mußte darein willigen.
Til ly stand an der Weser, während Wallen st ein an der Elb-
brücke bei Dessau Stellung nahm. Mansfeld griff ihn an, erlitt aber
eine empfindliche Niederlage. Dennoch beugte dies seinen Mut nicht.
Im Brandenburgischen verstärkte er sein Heer, und nachdem noch 5000
Dänen zu ihm gestoßen waren, ging er nach Schlesien und wollte
dann nach Ungarn, um sich dort mit Beth len Gabor zu vereinigen.
Wallenstein verfolgte ihn bis tief nach Ungarn. Bethlen Gabor trat in
Unterhandlungen mit dem Kaiser und schloß Frieden ohne Rücksicht auf
Mansfeld. Dieser wollte zur See über Venedig nach England entfliehen;
doch erlag sein starker Körper schon in Bosnien den Anstrengungen und
dem feuchten Herbstwetter. Ein Fieber raffte ihn in seinem 46. Jahre hin
(1626). Als er den Tod kommen fühlte, ließ er sich — so wird er-
zählt — den Panzer anlegen und erwartete stehend, auf zwei Offiziere
gestützt, den Tod. Seine Scharen zogen sich nach Schlesien zurück. —
In demselben Jahre war auch der wilde Christian von Braunschweig
gestorben.
Während Wallenstein Mansfeld verfolgt hatte, war Tilly vor
Christian Jv. nach dem Eichsselbe zurückgewichen. Schon wollte letzterer
Thüringen und Franken besetzen, als Tilly einen zurückgelassenen Wallen-
steinschen Heereshaufen an sich zog und gegen Christian aufbrach. Nun
wollte dieser über den Harz in sein festes Lager bei Wolfenbüttel zurück-
weichen, wurde aber am nordwestlichen Ende dieses Gebirges, bei Lutter 1626
am Barenberge, von Tilly gänzlich geschlagen.
Unterdessen kam Wallenstein über Schlesien wieder zurück; sein Heer-
wuchs unterwegs wieder auf 40 000 Mann an; bei Lauenburg an
der Elbe kam er mit Tilly zusammen. Die vereinigten Feldherren ver-
jagten die Dänen aus ihren Schanzen bei Hamburg und drangen in
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Der dreißigjährige Krieg.
141
Stifter, Klöster und andere Kirchengüter den Katholiken zurückzuerstatten."
Dadurch wäre eine Menge geistlicher Gebiete, in Norddeutschland z. B.
Bremen. Verden. Hildesheim, Magdeburg, wieder mit katholischen
Bischöfen besetzt, die den Glauben ihrer Unterthanen bestimmen konnten.
Vergebens machten die Evangelischen Gegenvorstellungen; der Kaiser be-
willigte ihnen nur ein Jahr Aufschub. Er übertrug seinem fünfzehn-
jährigen Sohne die Erzstifter Bremen und Magdeburg, sowie die Bis-
tümer Halberstadt und Hersfeld. Aus Augsburg wurden die evangelischen
Prediger sofort verjagt. In Zukunft sollten von den Evangelischen nur
die Anhänger der Augsburger Konfession, also keine Reformierte, im
Reiche geduldet werden.
ll. Wallensteins Absetzung. Da wurden auch die katholischen
Fürsten, an ihrer Spitze Maximilian von Bayern, für ihre Unab-
hängigkeit besorgt. Namentlich war ihnen Wallenstein verhaßt, weil er
dem Kaiser die Liga entbehrlich gemacht hatte. Frankreich verband sich
im geheimen mit Bayern. Der Kaiser berief einen Reichstag nach Re- 1630
gensburg. Hier wurden die bittersten Klagen laut über Wallensteins
Macht und Gewaltherrschaft, über die Pracht und den Überfluß seiner
Soldaten, während Bürger und Bauern im tiefsten Elend schmachteten.
Nach solchen Klagen drangen alle Fürsten, am heftigsten Maximilian
von Bayern, auf Wallensteins Absetzung. Ungern willigte der Kaiser
ein. Wallenstein und ein großer Teil seines Heeres wurden entlassen;
der andere Teil ward unter Tillys Oberbefehl gestellt.
Des Kaisers eigener Bruder hatte dem Kaiser geschrieben: „Es kann nicht ohne
allen Schaden abgehen; allein das Brennen, das Totschlagen, das Abschneiden der
Ohren und Nasen können die Offiziere gar wohl verhindern. Die Offiziere spicken
ihren Beutel mit der armen Leute Schweif und Blut, und ich könnte mehrere nennen,
die vor kurzer Zeit schlecht einherzogen, jetzt aber 3—400 000 Gulden bares Geld
besitzen." In Regensburg erzählten die pommcrschen Abgeordneten: „Den armen
Leuten wurden die Hemden vom Leibe weggenommen, andere übergaben den Offizieren
statt baren Geldes ihre fahrende Habe mit Thränen. Die Exccutoren schätzten einen
Zug Ochsen aus zwei Thaler und nahmen ihn für diesen Spottpreis weg. Noch
täglich werden die Wirte barbarisch geprügelt, alles wird verbrannt und verheert, der
Gottesdienst gehindert."
Wallenstein stand damals mit seinem Heere in Schwaben. Zwei seiner Freunde
übernahmen es. ihm die Botschaft des Kaisers zu bringen. Er empfing und bewirtete
sie prächtig und war von allem, was auf dem Reichstage vorgegangen war. unter-
richtet. Er zeigte auf Papiere, die vor ihm auf dem Tische lagen und sprach: „Aus
ihnen könnt ihr sehen, daß ich euren Auftrag weiß. Die Sterne zeigen, daß des
Kurfürsten von Bayern Geist den Geist des Kaisers beherrscht. Aus dieser Ursache
gebe ich dem Kaiser keine Schuld. Es thut mir wehe, daß sich Se. Majestät meiner
so wenig angenommen haben, aber ich will Gehorsam leisten." Er dankte darauf
dem Kaiser schriftlich für das ihm bisher geschenkte Vertrauen und bat nur, ihn in
seinen Besitzungen zu schützen. Dann ging er aus seine Güter in Böhmen. In
Gitjchin (bei Königgrätz) lebte er in kaiserlicher Pracht und Herrlichkeit, wozu ihm
die erpreßten Gelder und sein eigenes Vermögen die Mittel boten. So wartete er
der Zeiten, wo man seiner wieder bedurfte.
3) Der schwedische Krieg (1630—1635); Gustav Kdols.
o. Gustav Adolf in Pommern und Brandenburg. Nach der
Absetzung Wallensteins stand noch Tilly mit einem schlagfertigen
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_von_Bayern Maximilian Maximilian
von_Bayern Maximilian Bayern Gustav_Kdols Gustav Gustav_Adolf Gustav Adolf
Der dreißigjährige Krieg.
148
Gustav rechnete auf den Anschluß der protestantischen Fürsten; allein
er irrte sich. Als er Rügen und die Odermündungen besetzt hatte, rückte
er vor Stettin, die Hauptstadt Pommerns. Nur gezwungen öffnete
der alte Herzog Bogislav dem König die Thore und schloß mit ihm ein
Bündnis, nach' welchem Bogislav sich verpflichtete, gegen Friedensstörer,
nicht aber gegen „Kaiser und Reich" zu kämpfen. Auch sollte Pommern
nach Bogislavs Tode so lange unter schwedischer Verwaltung bleiben,
bis Schweden genügende Kriegskostenentschädigung erhalten haben würde.
Als Bogislav zögerte, dem Könige die Thore Stettins zu öffnen, wandte dieser
sich an den Magistrat, versprach strenge Mannszucht und schloß mit den Worten:
„Faßt einen Entschluß, die Sache ist dringend. Die Sonne wird bald untergehen,
und ich bin nicht gewöhnt, in der Nacht aus den Wällen Schildwachcn auszustellen.
Offnet Stettin die Tbore nicht, so habe ich hier — er deutete auf die Kanonen —
die Schlüssel dazu." Der alte Herzog ließ sich heraus ins Lager tragen und bat den
König, neutral bleiben zu dürfen. Dieser aber erklärte: „Wer nicht mit mir ist, der
ist wider mich. Eilet, eilet, lieber Vetter! Glaubt mir: nicht jeder Zauderer ist ein
Fabius." — „Nun denn, in Gottes Namen!" rief der Herzog und führte den König
in die Stadt.
Die Kaiserlicheu wurden darauf aus ganz Pommern vertrieben.
Wenn sie einen Ort verließen, wurde derselbe von ihnen vorher aus-
geplündert und dann an allen Ecken in Brand gesteckt; wenn die Schweden
einzogen, war kaum ein Bissen Brots mehr zu finden. In Pasewalk
wurden von den Kaiserlichen selbst die Kranken im Hospitale geprügelt.
Beim Abzüge zündeten die Barbaren die Häuser an, spießten in den
Straßen umherirrende Kinder auf ihre Piken und warfen sie in die
Flammen. Solchen Städten erschien der fromme Schwedenkönig als
ein rettender Engel. Tilly überfiel die schwedische Besatzung in Neu-
brandenburg im Mecklenburgischen und hieb üe nach dreimaligem
Sturme nieder (1631). Nur wenige Offiziere, unter ihnen der tapfere
Kommandant Kniphausen. entkamen. Dann wandte er sich zur Be-
lagerung von Magdeburg. Da griff Gustav Adolf die Stadt Frank-
furt a. d. O. an, wo der kaiserliche General Tiefenbach mit 6000 Mann
zurückgeblieben war. Im ersten Anlauf wurden die Mauern erstiegen
und alle Kaiserlichen, welche um Quartier (d. h. Verschonung) baten, von
den Schweden mit dem Ausrufe: „Neubrandenburgisch Quartier" in
Stücke gehauen.
Bald erhielt der König Nachricht von der Belagerung Magdeburgs.
Er sandte den Bürgern zum Anführer den Obersten von Falkenberg
und ließ ihnen sagen, sie möchten sich nur noch drei Wochen halten,
dann werde er ihnen Hülfe bringen. Er selbst wollte sich erst durch feste
Plätze den Rücken decken und zunächst seinen Schwager, den Kurfürsten
Georg Wilhelm von Brandenburg, zum Bündnis zwingen.
Der geheime Rat dieses Fürsten war der katholische Graf von Schwar-
ze nb er a, der vom Kaiser durch bedeutende Geschenke gewonnen war.
Gustav Adolf rückte im Frühling 1631 gegen Berlin vor'und verlangte,
daß ihm der Kurfürst bis zur Befreiung Magdeburgs Spandau ein-
räume. Dieser zögerte, indem er sagte: „Der Kaiser ist doch die von
Gott gesetzte höchste Obrigkeit; bleibt er Kaiser, so bleibe ich auch wohl
Kurfürst, wenn ich mich an ihn halte." Georg Wilhelm warf Schanzen
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Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Bogislav Bogislav Bogislav Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Falkenberg Georg_Wilhelm_von_Brandenburg Wilhelm Gustav_Adolf Gustav Adolf Gott Georg_Wilhelm Wilhelm
Der dreißigjährige Krieg.
145
wurden durch seinen Tod entmutigt, auch fehlte ihnen das Pulver. In-
zwischen hatte Pappenheim schon vier Regimenter auf den Wall geführt.
Trotz des Widerstandes in der Stadt, wo die Frauen Siegel von den
Dächern warfen und die Bürger aus den Fenstern schossen,'fiel Magde-so.mni
bürg. 1631
Bon den Mauern feuerten die Feinde mit den Kanonen der Verteidiger in die
Stadt. Um neun Uhr ertönte ringsum das alte Siegesgeschrci der Deutschen in den
Straßen: „All' gewonnen, all' gewonnen." Eine wilde Schar von 30 000 Kroaten,
Ungarn, Italienern, Niederländern und Deutschen ergoß sich jetzt in die Stadt,
mordend und plündernd, und Greuel wie nie zuvor wurden gesehen. In einer Kirche
fand man 53 Frauen mit abgehauenen Köpfen; die Straßen waren mit röchelnden und
zuckenden Körpern bedeckt, kein Haus war ohne Blut. Um zehn Uhr entstand ein all-
gemeiner Brand, der bis zum Abend dauerte. Von 723 Häusern blieben außer dem
Dome und einem Kloster nur 139 übrig, von 35 000 Einwohnern etwa 5000. Tausend
Unglücklichen, die bei der Plünderung des folgenden Tages aus dem Dome befreit
wurden, schenkte Tilly das Leben und ließ ihnen Brot austeilen. Auch den übrigen
Lebenden wurde bei Trommelschlag Pardon verkündigt. Die Gefangenen, welche sich
nicht auslösen konnten, wurden niedergehauen oder verkauft. In Halberstadt kamen
sechs Wagen voll kleiner elternloser Kinder aus Magdeburg auf den Markt; viele der-
selben wurden in Klöster gebracht und dort katholisch erzogen. — Am 25. Mai hielt
Tilly seinen feierlichen Einzug; in der Domkirche wurde eine Messe gelesen, das Tedeum
gesungen, um die Stadt herum mit allen Kanonen dreimal Victoria geschossen. Tilly
bedauerte, den wichtigen Waffenplatz in solchem Zustande zu sehen; nach Wien wurde
berichtet, seit Trojas und Jerusalems Zerstörung sei eine solche Victoria nicht gesehen.
Es war der letzte Sieg Tillys!
e. Gustav Adolfs Siegeszug durch Deutschland. Bald nachher
überschritt Gustav Adolf bei Tangermünde die Elbe und bezog ein festes
Lager bei Werben. Hier vereinigte sich der mutige Landgraf Wilhelm
von Hessen mit ihm, ein würdiger Nachkomme Philipps; ein anderer
protestantischer Fürst, Bernhard von Weimar, ein tapferer Urenkel
Johann Friedrichs, war schon im Lager Gustavs. Tilly besetzte sofort die
Länder dieser Herren und versuchte dann, das schwedische Lager bei
Werben zu erstürmen; aber vergebens, er mußte zurück. Gustav Adolf
setzte nun auch unter seiner Oberhoheit die Herzoge von Mecklenburg
wieder ein. Tilly aber zog nach Kursachsen, um dieses Land zu
verwüsten. Der Kurfürst Johann Georg daselbst hatte mit andern
protestantischen Fürsten den Leipziger Konvent geschlossen, um sich
den Schweden, wie dem Restitutionsedikte zu widersetzen. Dafür wollte
ihn jetzt Tilly züchtigen, und seine Truppen brachten den Kurfürsten zur
Verzweiflung.^ Er wandte sich an Gustav Adolf, der aber einen drei-
monatlichen Sold für seine Truppen, die Festung Wittenberg und den
Kronprinzen als Geisel forderte. Der Kurfürst antwortete: „Nicht nur
Wittenberg, sondern ganz Sachsen soll ihm offen stehen; meine ganze
Familie will ich ihm zu Geiseln geben, und ist ihm dies nicht genug,
so will ich mich selbst darbieten." Da vereinigte sich der König mit ihm
und führte seine Truppen gegen Tilly. Die etwa gleich starken Heere
trafen einander bei Breitenfeld (nördlich von Leipzig). Der König 1631
befahl, daß das sächsische Heer für sich allein fechten solle; denn er
fürchtete, daß es nicht standhalten und seine Truppen mit verwirren
möchte. Tilly selbst warf sich mit großer Gewalt auf die Sachsen
Hosfmeyer und Hering, Hülfsbuch Ii. <0
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Extrahierte Personennamen: 723_Häusern Tilly Tilly Tilly Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Gustav_Adolf Gustav Adolf Wilhelm Philipps Bernhard_von_Weimar Johann_Friedrichs Johann Friedrichs Gustavs Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Johann_Georg Johann Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Tilly
Extrahierte Ortsnamen: Pappenheim Ungarn Niederländern Halberstadt Magdeburg Domkirche Wien Jerusalems Deutschland Hessen Schweden Wittenberg Wittenberg Sachsen Breitenfeld Leipzig Sachsen
Hosfmeyer
Der dreißigjährige Krieg.
147
Breitenfeld hatte der Kaiser ihn aufgefordert, das Oberkommando wieder
zu übernehmen. Neben ihm sollte König Ferdinand vonungarn,
der Sohn des Kaisers, den Oberbefehl führen. Aber dem kaiserlichen
Gesandten antwortete Wallenstein: „Ich ziehe es vor, als Privatmann
zu leben und will neben keinem Menschen, nicht einmal neben Gott selbst,
ein Kommando führen." Erst nach wiederholter Aufforderung und nach-
dem ihm der Kaiser selbst geschrieben, versprach er, in drei Monaten ein
Heer zu stellen. Kaum erscholl die Kunde, „der Friedlander" werbe, so
strömten ihm Krieger scharenweise zu: denn er lohnte gut und gab
sehr reichliche Kost. Bald hatte er 40 000 Mann unter den Waffen und
schrieb nach Wien: „Das Heer ist da, nun schickt einen Führer!" Noch-
mals mußte ihn der Kaiser bitten, das Heer selbst zu führen. Er that
es zuletzt unter folgenden Bedingungen: „Der Herzog von Friedland
wird Generalissimus des Kaisers und erhalt den Oberbefehl ohne allen
Vorbehalt; ein kaiserliches Erbland wird ihm als Unterpfand künftiger
Belohnung verschrieben, und er wird nach beendigtem Kriege als Herzog
von Mecklenburg wieder eingesetzt."
Als diese Forderungen bewilligt waren, führte Wallenstein das Heer
von Mähren nach Böhmen, eroberte Prag und jagte die Sachsen aus
dem Lande. Weiter ging es über den Böhmerwald nach Franken
gegen Gustav Adolf. In Eger traf der Kurfürst Maximilian mit
Wallenstein zusammen und mußte sich unter seinen Befehl stellen. Zur
Rettung des bedrohten Bayerlandes that letzterer nichts, sondern rückte
gegen Nürnberg, wo Gustav Adolf ein starkes, wohlverschanztes Lager
hatte. Ihm gegenüber bezog auch Wallenstein eine uneinnehmbare
-Stellung. Er wollte mit seinen unerfahrenen Truppen nichts wagen,
sondern die Schweden samt den Nürnberger aushungern lassen. Bald
war durch seine Scharen die Gegend so ausgezehrt, daß man sieben
Meilen weit nach Fütterung gehen mußte. Gustav Adolf konnte sein
Heer ohne Vorrat nicht länger halten. Not und Mangel trieben ihn
zum Angriff; aber vergebens bestürmte er den ganzen Tag die steilen
Anhöhen. Die Blüte des schwedischen Heeres lag auf dem Schlachtfelde.
cl. Schlacht bei Lützen. Nach vierzehn Tagen zog Gustav Adolf
mit Trommelschlag vor dem Feinde, der steh nicht rührte, vorüber nach
Süden, um den Krieg an die Donau zu verlegen. Wallenstein folgte
ihm nicht, sondern zog, nachdem er sein Lager in Brand gesteckt, unter-
furchtbaren Verheerungen nach Sachsen, dessen Kurfürst Johann Georg
den König dringend und nicht vergebens um Hülfe bat. Als dieser nach
Sachsen kam, bezog er ein verschanztes Lager bei Naumburg an der
Saale. Wallenstein stand bei Lützen, westlich von Leipzig, und erwartete
in so vorgerückter Jahreszeit keinen Angriff mehr. Er hatte deshalb
leinen Unterfeldherrn Pappenheim mit 10 000 Reitern nach Westfalen
gesandt. Auf die Kunde hiervon rückte der König rasch weiter und lagerte
lich dem Heere Wallensteins gegenüber. Dieser rief sofort Pappenheim J6
zurück, der eben Halle erreicht hatte. Am 16. November 1632 kam 1632
es bei Lützen zur Schlacht.
Das schwedische Heer zählte 12 000 Fußgänger und 7000 Reiter;
Wallenstein hatte über 20 000 Mann. Der König brachte die sehr kalte
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Gustav_Adolf Gustav Adolf Maximilian Maximilian Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Johann_Georg
den_König Johann
Extrahierte Ortsnamen: Breitenfeld Wien Friedland Sachsen Böhmerwald Eger Nürnberg Schweden Donau Sachsen Sachsen Naumburg Leipzig Pappenheim Westfalen
150
Neue Geschichte.
Unterdessen herrschte in der Stadt tiefe Ruhe. Wallenstein hatte sich lange mit
seinem Astrologen Seni besprochen und sich früh zu Bette gelegt. Es war eine
finstere, unfreundliche Nacht; der Wind heulte, die Fenster klirrten. Die Mörder
besetzten die ganze Stadt mit Soldaten und drangen mit einer Anzahl Dragoner in
das Haus Wallcnsteins. Von den Schildwachen wurden sie sorglos eingelassen; ein
Kammerdiener, der sie im Vorzimmer aufhalten wollte, ward niedergestoßen; ein
anderer entfloh mit dem Schrei: „Rebellen, Rebellen!" Der Herzog, von dem Lärm
erwacht, sprang aus dem Bette und fragte die Schildwache am Fenster, was es
gebe. Da erbrachen die Dragoner die Thür. und Deveroux (spr. Deweru) drang
mit vorgehaltener Hellebarde hinein und ries: „Bist du der Schelm, der Seiner
Kaiserlichen Majestät die Krone vom Haupte reißen will? Du mußt jetzt sterben!"
Ohne einen Laut von sich zu geben, empfing Wallenstein den Todesstoß. Er war
5 i Jabre alt. Einer der Dragoner wollte die Leiche zum Fenster hinauswerfen;
Deveroux aber wickelte sie in einen vom Tische genommenen Teppich. Als sic nach
einigen Tagen eingesargt werden sollte, mußte man dem Toten die Beine brechen,
weil der Sarg zu klein geraten war. Die Mörder bemächtigten sich der Kostbarkeiten
des Herzogs und baten den Kaiser um Lohn und Beförderung. Diesen bewegte das
Ende Wallensteins bis zu Thränen: er ließ ihm 3000 Seelenmessen lesen und gab
seiner Witwe ein Schloß in Schlesien.
Hatten die deutschen protestantischen Fürsten sich bisher dem mächtigen
Schwedenkönige nur widerwillig gebeugt, so wollten sie sich nach dessen
Tode den Anordnungen schwedischer Generale und Minister noch weniger
unterordnen.
Nach dem Morde Wallensteins führte der Erzherzog Ferdinand
die kaiserlichen Heere. Er schlug die Schweden in der blutigen Schlacht
1634 bei Nördlingen in Bayern. Durch diesen Sieg gewannen die Kaiser-
lichen ganz Oberdeutschland und drängten die Schweden nach Nord-
deutschland. Infolgedessen schloß der Kurfürst Johann Georg von
Sachsen mit dem Kaiser im folgenden Jahre einen Frieden zu Prag.
4635 durch welchen Sachsen die Lausitz erhielt. Diesem Frieden trat auch
Brandenburg bei.
4) Per französisch-schwedische Krieg (1635—1648); Ariede.
a. Letztes Ringen. Seitdem fielen immer mehr deutsche Fürsten und
Städte vom Bündnis mit den Schweden ab, indem sie sich dem „Prager
Separatfrieden" anschlossen. Sie suchten die Schweden vom deutschen
Boden zu vertreiben. Diesen aber schloß sich Frankreich an, und
beide Mächte führten jetzt nur noch den Kampf, um in Deutschland Er-
oberungen zu machen. Während Bernhard v o n W e i m a r mit Frank-
reichs Hülfe die Kaiserlichen im Elsaß bekämpfte, besiegten die Schweden
das sächsisch-kaiserliche Heer bei Wittstock in Brandenburg (1036) und
nahmen an diesem Lande^furchtbare Rache für den Abfall seines Fürsten
von der protestantischen Sache. Der schreckliche Krieg dauerte noch über
zehn Jahre, denn keine der beiden Parteien konnte die andere ganz zu
Boden werfen. Erst unter dem Kaiser Ferdinand Iii. (1637—1657) kam
der Friede endlich zustande. In Prag hatte der große Krieg begonnen,
dort sollte er auch enden. Die Schweden hatten schon einen Teil der
Stadt, die sog. Klein sei te, erobert, da gab der Kaiser nach.
b. Friede. Am 6. August 1648 wurde der Friede zu Osnabrück
mit Schweden, am 17. September zu Münster mit Frankreich unter-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Johann_Georg_von
Sachsen Johann Bernhard Ferdinand_Iii Ferdinand August
Extrahierte Ortsnamen: Haus_Wallcnsteins Schlesien Schweden Bayern Oberdeutschland Schweden Sachsen Brandenburg Schweden Schweden Frankreich Deutschland Schweden Wittstock Brandenburg Prag Schweden Frankreich
Der dreißigjährige Krieg.
151
zeichnet und am 24. Oktober als der „westfälische Friede" bekannt 1648
gemacht. Die Nachricht von diesem Frieden erregte in ganz Deutschland
allgemeinen Jubel. Paul Gerhard gab demselben Ausdruck in den
Worten:
Gottlob! nun ist erschollen Wohlauf und nimm nun wieder
das edle Fried- und Freudenwort. dein Saitenspiel hervor,
daß nunmehr ruhen sollen o Deutschland, und sing' Lieder
die Spieß' und Schwerter und ihr Mord, im hohen, vollen Chor!
In dem westfälischen Frieden verlor Deutschland seine schönsten
Grenzländer an die Fremden.
Frankreich erhielt Metz. Toul und Verdun, sowie das Ober- und
Unterelsaß, ausgenommen die freien Städte Straß bürg u. a.
Schweden beanspruchte ganz Pommern, mußte aber dem großen
Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der seinem
Vater Georg Wilhelm 1640 gefolgt war, wenigstens Hinterpommern
lassen; dagegen erhielt es Vorpommern mit den Inseln Rügen, Use-
dom, Wollin und die Stadt Stettin und als Entschädigung für Hinter-
pommern Wismar und die Stifter Bremen (die Stadt Bremen ward
freie Reichsstadt) und Verden. Außerdem erhielt es 15 Mill. Mark
Entschädigung für die Kriegskosten.
Brandenburg erhielt Hinterpommern, für Vorpommern aber
Magdeburg. Halberstadt. Minden und Kam min.
Hessen-Kassel bekam Hersfeld und Rinteln,
Mecklenburg für Wismar Schwerin und Ratzeburg.
Bayern wurde die Oberpfalz und die Kurwürde zugesprochen;
der Sohn Friedrichs V.. welcher letzterer bereits gestorben war, erhielt
die Unterpsalz und die neu errichtete achte Kurwürde.
Die Niederlande und die Schweiz wurden als selbständige
Staaten anerkannt. Alle deutschen Fürsten erhielten „Landeshoheit" und
wurden dadurch fast unabhängig vom Kaiser. Hinsichtlich der Religion
ging man auf den Augsburger Religionssrieden zurück; doch ward dieser
jetzt auch auf die Reformierten ausgedehnt. Das Restitutionsedikt ward
aufgehoben; den Protestanten wurden alle Güter, welche ste vor 1624
besessen hatten, sowie gleiche Rechte mit den Kotholiken zuerkannt.
o. Folgen des Krieges. Dieser Frieden beschloß den furchtbarsten
Krieg, den die Welt je gesehen hat. Ganz Deutschland war durch die
schrecklichen Heere der Söldner bis in die entferntesten Winkel verwüstet.
Die Fürsten hatten noch kein stehendes Heer, sie waren auf Söldner an-
gewiesen. Da aber im 30 jährigen Kriege die Fürsten den hohen Sold
für die großen Heere nicht aufbringen konnten, kam man auf den schreck-
lichen Gedanken: „Der Krieg muß den Krieg ernähren." Jetzt schwand
der letzte Rest edler Landsknechtssitte; allerlei Gesindel strömte zusammen,
das nicht für die Religion, sondern um Sold und Beute kämpfte, während
des Krieges mehrmals den Herrn wechselte und immer dahin lief, wo
die größte Beute winkte. Je länger der Krieg währte und je unregel-
mäßiger der Sold einging, desto mehr sahen sich die Heere aufs Plündern,
„aufs Parteigehen", angewiesen. Wo ein Heer das Lager aufschlug, da
ward alles weit und breit zur Wüste. Gegen den Schluß des Krieges
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Metz Friedrich_Wilhelm_von_Brandenburg Friedrich Wilhelm Georg_Wilhelm Wilhelm Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschland Frankreich Verdun Schweden Pommern Hinterpommern Wollin Stettin Bremen Brandenburg Hinterpommern Magdeburg Halberstadt Hessen-Kassel Rinteln Wismar_Schwerin Ratzeburg Friedrichs Deutschland
136
Neue Geschichte.
und zur Messe getrieben und die Bibeln verbrennen lassen. Sein Grund-
satz war: „Besser eine Wüste als ein Land voller Ketzer."
Von ihm konnten die Protestanten nichts Gutes erwarten. Die
Böhmen nannten ihn den Erzfeind des evangelischen Glaubens und
Sklaven der Jesuiten. Schon im Juni 1619 stand Thurn mit einem
böhmischen Heere vor Wien, um Ferdinand in seiner eigenen Haupt-
stadt anzugreifen. Die zahlreichen Protestanten in der Stadt hielten es
mit den Belagerern, und bald flogen die böhmischen Kugeln in die
kaiserliche Burg. Ja, es drangen sogar 16 östreichische Edelleute in das
kaiserliche Zimmer, um die kaiserliche Einwilligung zu einem Bündnis
mit den Böhmen zu ertrotzen. Einer derselben soll Ferdinand sogar bei
einem Knopfe seines Ramses gefaßt und dabei drohend gesagt haben:
„Nun, Nandel, willst du unterschreiben, oder nicht?" In demselben
Augenblicke erklang ein Trompetenstoß auf dem Schloßhofe. 500 Kürassiere
waren auf der Donau dem Kaiser durch einen treuen Obersten zu Hülfe
geschickt und hatten durch das einzige von Thurn nicht besetzte Thor den
Weg in die Stadt gefunden. Angstvoll stoben die Edelleute auseinander.
Thurn mußte nach Böhmen zurück, wo die feindlichen Truppen bereits
Prag bedrohten. Unterdessen zog König Ferdinand nach Frankfurt und
1619 ließ sich hier zum Kaiser wählen. Schon während der Festlichkeiten in
Frankfurt kam hier die Nachricht an, daß die Böhmen ihn als Herrscher
verworfen und die Regierung ihres Landes dem Haupte der Union, dem
Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, übertragen hätten. Dieser
war ein schwacher, zwanzigjähriger Jüngling und zögerte anfangs, der
Wahl zu folgen. Seine Mutter ] eine Tochter Wilhelms von Oranien,
riet ab; aber sein Hofprediger stellte ihm die Annahme der Krone als
Pflicht gegen seine Glaubensgenossen vor, und seine Gemahlin, eine
Tochter des Königs von England, sprach: „Konntest du dich vermessen,
die Hand nach einer Königstöchter auszustrecken, und dir bangt vor einer
Königskrone, die man dir freiwillig bringt? O, ich will lieber Brot
essen an einer Königstafel, als an einer kurfürstlichen schwelgen!" —
Ferdinand schloß auf seiner Rückreise mit seinem Freunde Maximilian
in München ein Bündnis. Letzterer behielt sich die alleinige Leitung der
Liga vor, wollte aber alsdann alles zur Rettung des Kaisers und der
Kirche aufbieten. Unter ihm befehligte der General Tilly.
Ti Ny, ein Niederländer von Geburt, war ein alter erfahrener Kriegsheld. Klein
von Person, ritt er im Felde stets ein sehr großes Pferd. Finster blickten seine Au-
gen, seine Stirn war voll Runzeln, der graue Knebelbart, Nase und Kinn spitz, die
Wangen waren eingefallen. Auf dem kleinen Hute steckte eine lange rote Feder; in
der Regel trug er ein grünes Aüaswams. Er war von strengen Sitten und dem
katholischen Glauben mit Leib und Seele zugethan; den Priestern hatte er geschworen,
für die katholische Religion den letzten Blutstropfen zu chergicßen; dafür durfte er
auf der bloßen Brust eine geweihte Hostie tragen, deren Schutze er fest vertraute.
Es sollte ein Bundesheer von 25 000 Mann ausgerüstet werden,
selbst der Kirchenschätze wollte man dabei nicht schonen. Außerdem versprach
der König spanische Truppen aus den Niederlanden und der Papst Geld.
Die Protestanten waren nicht so einig: namentlich zeigte sich die
Spaltung in Lutheraner und Reformierte verderblich. Großen Unwillen
erregte das Auftreten des neuen Königs von Böhmen in Prag. Diese
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Ramses Ferdinand Friedrich_V. Friedrich_V. Wilhelms_von_Oranien Wilhelms Ferdinand Maximilian Maximilian Tilly
Extrahierte Ortsnamen: Wien Donau Frankfurt Frankfurt England Niederlanden Prag